B2B-Unternehmen 2023: Einschätzungen zur wirtschaftlichen Lage
Alles begann mit der Pandemie und setzte sich in 2022 mit Krieg, Energiekrise und starker Inflation fort. Die Weltwirtschaft ist gebeutelt und muss sich außerplanmäßig weiterentwickeln. Und wie sieht es speziell in Deutschland aus? Wie sind die Aussichten für B2B-Unternehmen in diesem Jahr?
Dazu hat das ECC KÖLN im Rahmen unserer gemeinsamen Studie „B2B Commerce – Im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Belastungsprobe und digitaler Effizienz” B2B-Hersteller und Großhändler in Deutschland befragt – mit teilweise sehr überraschenden Ergebnissen.
Herausforderungen werden unterschiedlich wahrgenommen
Es wurde in den vergangenen Monaten bereits sehr viel über die verschärfte Situation von Wirtschaftsunternehmen gesprochen. Die meisten belasten dieselben Probleme:
- Energiekosten
- Lieferengpässe
- gestiegene Einkaufspreise
- Fachkräftemangel
Wenn man genauer hinsieht, bewerten verschiedene Unternehmenszweige diese Faktoren jedoch unterschiedlich. Während Großhändler im Zweifelsfall bei zu hohen Einkaufspreisen oder Lieferengpässen auf andere Marken umsteigen können, haben Hersteller damit sehr zu kämpfen. Dafür rechnen Hersteller weniger mit einem Umsatz-Rückgang als die Großhändler.
Beiden gemein sind die Bedrohung der Unternehmenssicherheit (Cybersecurity) und der neue Umgang mit Big Data aufgrund der Datenexplosion. Schließlich hat der Onlinehandel auch im B2B in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Bei den Herstellern kommt dazu, dass immer mehr auf den Direct-to-Consumer (D2C) Vertrieb umstellen, bei dem sich die Zahl der Kundendaten massiv erhöht. Dann müssen sie schlagartig in der Lage sein, diese korrekt zu analysieren, zu speichern, zu konsolidieren und zu verwalten. Eine eingehende Beschäftigung mit den Themen Master Data Management (MDM), Datenqualität und Data Governance wird dabei unausweichlich.
Die Krise aus dem Einzelhandel (anhaltende Konsumzurückhaltung) wirkt sich nach und nach in 2023 auch negativ auf den Großhandel und die Industrie aus.
Über alle befragten B2B-Unternehmen hinweg verzeichneten 49 % im letzten Jahr weniger Neukunden. Teilweise brechen auch Bestandskunden weg. Speziell der Großhandel rechnet in 2023 mit einem Umsatzrückgang. Nimmt man noch die hohen Preise dazu, wundert es wenig, dass Unternehmen dringend ihre Effizienz erhöhen wollen. Je größer das Unternehmen, umso bewusster sind sie sich, dass sie in moderne Technologien investieren müssen, die ihnen genau das ermöglichen (siehe dazu den Blogbeitrag „IT-Investitionsprognosen für 2023“).
Alles wird teurer
Als Verbraucher bekommen wir die Preissteigerungen seit Monaten zu spüren. Natürlich trifft das ebenfalls die B2B-Kunden. 46 % der B2B-Unternehmen haben letztes Jahr ihre Preise um bis zu 10 % erhöht, 26 % gingen sogar bis 15 %. Lediglich 2 % gaben an, dass sie ihre Preise nicht erhöht haben. Die Erhöhungen wurden von den meisten Kunden akzeptiert.
Um die Geschäftsbeziehungen nicht zu belasten, haben 69 % der Befragten ihre Preiserhöhungen nicht vollständig an ihre Kunden weitergegeben und stattdessen ihre Gewinnmarge verringert.
In der Automotive-Industrie rechnen 59 % der Unternehmen mit einer Preissteigerung von 10-20 %.
Erste Gegenmaßnahmen
Anstatt sich hilflos ihrem Schicksal zu ergeben, haben die meisten B2B-Unternehmen bereits Gegenmaßnahmen ergriffen oder zumindest konkret geplant.
Hohe Kosten
Die gestiegenen Preise haben die Firmen dazu veranlasst, den Energieverbrauch zu senken. Das wurde in anderen Bereichen wie Büro- und Personalkosten sowie Marketingausgaben fortgeführt. Gleichzeitig haben 83 % die Preise für ihre Kunden erhöht.
Lieferengpässe
Lokale Lieferanten gewinnen an Beliebtheit. Sie werden entweder zusätzlich angefragt oder ersetzen bisherige Supplier komplett. 74 % sind sogar bereit, ihre Lagerbestände zu erhöhen. Interessanterweise setzen die meisten B2B-Unternehmen auf eine bessere Überwachung der Lieferkette bzw. eine Erhöhung der Transparenz. Hier scheint sehr viel Optimierungspotenzial zu liegen. Ein Thema, das einige große Unternehmen über die Blockchain zu lösen versuchen.
Fachkräftemangel
Kaum ein Thema wird seit Jahren so heiß diskutiert wie der Fachkräftemangel. Hier wurden in der Pandemie bereits viele Branchen gebeutelt. Doch was kann man dagegen tun? Mit 82 % liegt die Fortbildung der eigenen Mitarbeiter auf Platz 1. Platz 2 teilen sich mit 76 % die verstärkte Investition in Mitarbeiter-Bindung – durchaus ein Plan mit Weitsicht – als auch das verstärkte Recruitment über Social Media.
Datenexplosion
Natürlich gehören Daten zu den wertvollsten Assets eines Unternehmens. Dabei erkennen immer mehr Unternehmen, dass sie noch nicht das Optimum aus ihren Daten herausholen. Hinzu wurden viele von der erhöhten Flut an Daten “überrascht“. Auf jeden Fall besteht hier großer Handlungsbedarf, den 85 % der befragten B2B-Unternehmen erkannt haben. Sie setzen stark auf die Optimierung ihres Datenmanagements und Konsolidierung. (Lesen Sie dazu auch, wie Data Governance und MDM dabei helfen).
Dreiviertel der B2B-Unternehmen sind dabei, mehr Fachpersonal im Datenmanagement einzustellen und ihre Systemlandschaft zu überarbeiten.
Was gibt’s Neues im E-Commerce?
Der eigene Onlineshop und Marktplätze sind bei B2B-Herstellern und Großhändlern gleichermaßen beliebt. Die Mehrheit rechnet sogar damit, dass sich der Umsatz über diese Kanäle in diesem Jahr um 1 % bis unter 10 % erhöhen wird. Nur 4 % gehen davon aus, dass er sinken wird.
Da stellt sich die Frage, wie sich das Ganze auf den Umsatz über die klassischen analogen Kanäle auswirken wird. 76 % sind davon überzeugt, dass der E-Commerce die klassischen Kanäle kannibalisieren wird. Während 66 % von einer deutlichen Umsatzverteilung zugunsten der Onlinekanäle in Höhe von 30-50 % ausgehen, rechnen 18 % damit, dass sogar über 50 % oder mehr der Umsätze über klassische Kanäle in 2023 online gemacht werden.
Fazit
Es tut sich was im B2B-Markt – gar keine Frage. Wer sich rechtzeitig den neuen Herausforderungen anpasst, wird vermutlich mit einem blauen Auge davonkommen, wenn nicht sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Die Möglichkeiten sind auf jeden Fall gegeben. Fachleute dafür gibt es auch – sei es extern, auf dem Bewerbermarkt oder als schlummerndes Potenzial im eigenen Unternehmen.
Grafiken zu den oben erwähnten Themen sowie weitere Insights aus dem B2B-Markt finden Sie im 1. Teil unserer Studie „B2B Commerce – Im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Belastungsprobe und digitaler Effizienz”, die Sie kostenlos herunterladen können. Dort finden Sie auch Informationen zu den beliebtesten E-Commerce-Features.
NICHT VERPASSEN:
Der 2. Teil der Studie mit dem Schwerpunkt „Digitalisierungsprojekte” wird am 17. April veröffentlicht.
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